10 tägiges Trainingslager in Shenzhen/China
Katharina Ertl nahm von 8.-16. Juli 2023 an einem Trainingslager in der südlichen Metropole Shenzhen/China teil.
Shenzhen ist eine Küstenstadt
mit 22 Millionen Einwohnern, nur 30 km von Hongkong entfernt. Sie gilt in China
als Boomtown und übernimmt immer mehr die Vorreiterrolle für ganz China: hier
floriert die Marktwirtschaft unter staatlicher Kontrolle, hier zeigt sich das
reiche China. In der Stadt Shenzhen gibt es rund 3 Millionen registrierte
Badmintonspieler, unzählige Badmintonhallen sowie Badmintonschulen.
Professionelle Schulen gibt es jedoch nicht viele, denn diese müssen
zertifiziert und akkreditiert sein. Eine davon ist FIMER, wo Katharina im Juli
mit der ersten Leistungsgruppe mittrainieren durfte.
Das Trainingslager wird in
geschlossener Form abgehalten, dh jeden Tag 7-8 Stunden Training, kein Kontakt
zur Außenwelt in den zehn Tagen, lediglich 15 min Telefonzeit am Tag. Der
Tagesablauf schaut in etwa so aus:
5.30 - 6.30 Uhr: Frühtraining
(zB joggen, sprinten)
8.00 - 11.00 Uhr: Technik Training
14.00 - 17.00 Uhr: Technik Training
17.00 - 18.00 Uhr: Krafttraining (zB Schnurspringen, Muskeltraining)
19.00 - 21.00 Uhr: Zeit für Schulübungen, online Unterricht, Trainingstagebuch
21.30 Uhr: Bettruhe
Um die beste Qualität zu
gewährleisten, lässt die erste Leistungsgruppe nur 30 Spieler zu. Diese sind im
Alter von 8-16 Jahren, die meisten sind die Besten ihrer Altersklasse von
Shenzhen. Als Repräsentanten der Stadt Shenzhen zählen sie zu den Top 8 der
Provinz Guangdong. Nicht verwunderlich also, dass vier (!) Spieler für das
Event "The Legend's Vision Mix & Match 2023 Lin Dan & Lee Chong Wei"
von der Badmintonschule FIMER kommen.
Die Badmintonschule FIMER ist
als staatliche Prüfungs- sowie Ausbildungsstelle zertifiziert. Cheftrainerin
Wang Siyun ist ehemalige chinesische Meisterin in Damendoppel. Ihre Trainerin
Pan Li ist Nationaltrainerin der chinesischen Damendoppelmannschaft und
ehemalige Schülerin von Yan Yujiang - ehemaliger chinesischer Meister im
Herreneinzel sowie Trainer von zwei Weltmeistern im Herreneinzel und vielen
anderen chinesischen Spielern, die heute auch noch aktiv im Badmintonsport tätig
sind.
Vom Niveau her kann Katharina
mit Mädchen aus ihrer Altersklasse mithalten, jedoch ist sie die
Trainingsintensität sowie die hohe Trainingsqualität nicht gewohnt.
Cheftrainerin Wang verrät uns, dass die meisten Kursteilnehmer im Schnitt 20
Stunden/Woche trainieren. Wenn man eine professionelle Laufbahn einschlagen
will, muss man sogar mit 40 Stunden/Woche rechnen.
Der Badmintonsport war schon
immer eine der beliebtesten Sportarten der Chinesen. In den letzten Jahren
jedoch brach ein richtiger Hype um die schnellste Sportart der Welt aus. Viele
chinesische Eltern sind bereit in eine Badmintonausbildung ihrer Kinder zu
investieren, da Badmintontrainer ein angesehener und gut bezahlter Job
ist.
In den zehn Tagen flossen
viele Tränen. Tränen der Verzweiflung - die intensiven Trainingseinheiten und
die unbekannten Übungen führten zur Verunsicherung. Tränen der Hilflosigkeit -
sprachliche Barriere und chinesische Trainingsmentalität waren sehr
herausfordernd. Nicht zu vergessen das traditionelle chinesische Essen, das für
einen österreichischen Gaumen gewöhnungsbedürftig ist.
Schlussendlich überwogen die
Leidenschaft für ihren Sport, der Ehrgeiz und das Bestreben nach Mehr - somit
konnte Katharina das Trainingslager erfolgreich abschließen. "Es waren die
schlimmsten Tage in meinem Leben. Aber ich bereue nichts, ich fühle mich gut
vorbereitet für die neue Saison und freue mich auf viele spannende Spiele!"
(Katharina Ertl)
Von + Fotoquelle: Yan Ertl
Hochgeladen von Adrian Schwarzmann